Auf das wohl weltweite Klimaereignis vor 4200 Jahren reagierten Kulturen in Mittel- und Westeuropa unterschiedlich resilient, zeigen Jos Kleijne und Kollegen.
Vor etwa 4200 Jahren ("4,2 Kilojahren"), also um 2200 v.Chr., kam es zu einem wohl weltweiten Klimaereignis mit schnellen Veränderungen; berühmt ist die Trockenheit im Nahen Osten, als das Alte Reich in Ägypten und das Akkadische Reich in Mesopotamien endeten. In Europa fällt in diese Zeit das Ende des Glockenbecherphänomens: Etwa ab 2600 v.Chr., im Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit, zeigen Gemeinschaften in ganz West- und Mitteleuropa deutliche Ähnlichkeiten ihrer materiellen Kultur und Bestattungsriten (mit den namengebenden Glockenbechern als Grabbeigabe); ab etwa 2200 (Iberische Halbinsel) bzw. um 2000 (übriges Europa) wurden die Kulturen wieder regionaler. Kleijne et al. haben nun das Klima und die gesellschaftlichen Veränderungen im maritimen Nordwesteuropa, speziell in Schleswig-Holstein, den Niederlanden und auf den Orkney-Inseln, erforscht. Demnach änderte sich auch in Nordwesteuropa das Klima, doch die spezifischen Veränderungen der Temperaturen und Niederschläge waren regional unterschiedlich. Die Gesellschaften waren unterschiedlich resilient (also widerstands- und anpassungsfähig): In den Niederlanden und Schleswig-Holstein entstanden neue Techniken des Hausbaus und der Vorratshaltung, doch auf den Orkey-Inseln nahm die Bevölkerung erheblich ab; die kontinentaleuropäischen Kulturen waren also offenbar resilienter als diejenigen im hohen Norden.
Quelle
- Kleijne, Jos, Mara Weinelt, und Johannes Müller. „Late Neolithic and Chalcolithic Maritime Resilience? The 4.2 Ka BP Event and Its Implications for Environments and Societies in Northwest Europe“. Environmental Research Letters 15, Nr. 12 (Dezember 2020): 125003. https://doi.org/10.1088/1748-9326/aba3d6.
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