Warum lagen die Städte der Induszivilsation nicht an Flüssen? Warum breitete sich die Landwirtschaft vor 6000 Jahren erst mit Verspätung nach Nordeuropa aus, und wie entwickelte sich die Bevölkerung auf den britischen Inseln in den letzten Jahrtausenden? Und, schließlich, wo wollte Gaius Julius Caesar die Eroberung Britanniens starten? Der aktuelle Monatsrückblick wirft etwas Licht auf diese Fragen. Viel Spaß beim Lesen!

Induszivilisation entwickelte sich an ausgetrockneten Flussbetten

Die Induszivilisation im 5. Jt. v.u.Z. beruhte auf dem Schmelzwasser des Himalaja, doch merkwürdigerweise liegen ihre Städte fern der großen Flüsse. Ajit Singh und Kollegen haben nun durch Sedimentanalysen festgestellt, dass sich die Siedlungen in einem ausgetrockneten Urstromtal des Flusses Sutlej konzentrieren, der vor etwa 8000 Jahren seinen Lauf endgültig verlagerte. Vermutlich ermöglichte erst die Entstehung dieses Trockentals die Entwicklung langfristiger Siedlungen, da aktive Flüsse im Industal ihren Lauf zu oft ändern.

  • Singh, Ajit, Kristina J. Thomsen, Rajiv Sinha, Jan-Pieter Buylaert, Andrew Carter, Darren F. Mark, Philippa J. Mason, u. a. „Counter-Intuitive Influence of Himalayan River Morphodynamics on Indus Civilisation Urban Settlements“. Nature Communications 8, Nr. 1 (28. November 2017): 1617. doi:10.1038/s41467-017-01643-9.
  • Dönges, Jan. „Indus-Zivilisation: Leben am verschwundenen Fluss“. Spektrum der Wissenschaft, 28. November 2017. https://www.spektrum.de/news/leben-am-verschwundenen-fluss/1522185.

Beziehung zwischen Klima und Bevölkerung auf den britischen Inseln im Holozän

Archäologische Daten von den britischen Inseln der letzten Jahrtausende, darunter Radiokarbon-Daten sowie Faunen- und Florenmaterial, zeigen mehrere Perioden des deutlichen regional konsistenten Bevölkerungsrückgangs, insbesondere im späten 4. Jt. v.u.Z., im frühen 1. Jt. v.u.Z. sowie im 13-15. Jh. n.u.Z. Sie stehen im Zusammenhang mit Episoden schnellen klimatischen Wandels zu kühleren, feuchteren Verhältnissen. die Autoren finden zudem, dass sich die damaligen Gesellschaften jeweils durch Änderungen der Nahrungsmittelproduktion anpassten.

  • Bevan, Andrew, Sue Colledge, Dorian Fuller, Ralph Fyfe, Stephen Shennan, und Chris Stevens. „Holocene Fluctuations in Human Population Demonstrate Repeated Links to Food Production and Climate“. Proceedings of the National Academy of Sciences, 15. November 2017, 201709190. doi:10.1073/pnas.1709190114.

Ausbreitung der Landwirtschaft nach Nordeuropa vor 6000 Jahren

Während der Getreideanbau in der Europäischen Tiefebene vor 7500 Jahren etabliert war, breitete sich die Landwirtschaft erst vor 6000 Jahren weiter nach Norden in die Ostseegebiete und Südskandinavien aus, und die Bevölkerung nahm deutlich zu. Eine genaue Rekonstruktion der Meeresoberflächentemperaturen der Ostsee aus Sedimentbohrkernen zeigt nun, dass vor etwa 6000 Jahren die Sommertemperaturen anstiegen. Demnach könnte es vorher für den Getreideanbau zu kalt gewesen sein. Zudem kam es durch die Erwärmung zu Sauerstoffkrisen im Ostseewasser; eventuell brach also gleichzeitig der Fischertrag ein, der zuvor die Menschen ernährt hatte. Die Autoren diskutieren keine anderen möglichen, etwa kulturellen oder technologischen, Gründe für die verzögerte Ausbreitung der Landwirtschaft nach Norden.

  • Warden, L., M. Moros, T. Neumann, S. Shennan, A. Timpson, K. Manning, M. Sollai, u. a. „Climate Induced Human Demographic and Cultural Change in Northern Europe during the Mid-Holocene“. Scientific Reports 7, Nr. 1 (Dezember 2017). doi:10.1038/s41598-017-14353-5.
  • Hentzsch, Barbara. „Mittelholozäner Temperatursprung begünstigte in Nordeuropa Ackerbau und Bevölkerungswachstum“. idw, 20. November 2017. https://idw-online.de/de/news684872.

Rapide Austrocknung der Sahara vor 5500 Jahren - Rolle der Arktis?

Die Niederschläge in der Sahara nahmen vor 5800-4800 Jahren rapide ab. Dies zeigt eine Isotopenanalyse von Blattwachs aus Sedimenten im Golf von Guinea, die als Indikator für Niederschläge in der zentralen Sahel-Sahara-Zone dienen. Damit fand die Afrikanische Feuchteperiode (vor 11500-5500 Jahren) ein relativ abruptes Ende. Die Autoren sehen als Grund einen Rückgang der Sommertemperaturen in der Arktis etwa zur gleichen Zeit, die von anderen Studien festgestellt wurde. Diese arktische Abkühlung hätte über atmosphärische Fernwirkungen den tropischen Oststrahlstrom über Afrika und damit den Transport von Feuchtigkeit abgeschwächt.

  • Collins, James A., Matthias Prange, Thibaut Caley, Luis Gimeno, Britta Beckmann, Stefan Mulitza, Charlotte Skonieczny, Didier Roche, und Enno Schefuß. „Rapid Termination of the African Humid Period Triggered by Northern High-Latitude Cooling“. Nature Communications 8, Nr. 1 (8. November 2017): 1372. doi:10.1038/s41467-017-01454-y.
  • Nestler, Ralf. „Abkühlung im hohen Norden führte zu Wüstenbildung in Nordafrika“. idw, 8. November 2017. https://idw-online.de/de/news684223.

Ankerplatz der Flotte von Julius Caesar in Großbritannien entdeckt

Überreste eines römischen Stützpunktes in der Pegwell-Bucht in der Grafschaft Kent könnten der Ankerplatz der versuchten römischen Invasion Großbritanniens sein. Caesars Flotte von 800 Schiffen mit 20000 Soldaten startete am Abend des 4. Juli 54 v. Chr. westlich von Calais in See, wurde aber in der stürmischen Nacht nach Osten abgetrieben und konnte erst am nächsten Tag Richtung Britannien rudern, wo sie die Bucht gegen Mittag erreichten. In den Folgetagen zerstörte eine Sturmflut mindestens 40 Schiffe, sodass ein fester Stützpunkt für einen längeren Aufenthalt zur Reparatur nötig wurde. Knochen von Soldaten mit Kampfverletzungen in der Umgebung zeigen den Widerstand der Einheimischen, und Caesar gab den Invasionsversuch im September auf; erst ein Jahrhundert später eroberte Kaiser Claudius Großbritannien.

Hinweis

Bitte beachten: Ich habe noch nicht alle diese Artikel sorgfältig gelesen; in diesem Rundblick geht es vor allem um die schnelle Information. Fehler und Unklarheiten bitte ich daher zu entschuldigen und freue mich über entsprechende Hinweise und Kommentare.